Bisher kloppten sich Virtua Tennis und Top Spin immer und immer wieder um die Spitzenposition der Tennisspiele, denn Weit und Breit war lange kein anderes Spiel in Sicht. EA SPORTS schickt nun mit Grand Slam Tennis 2 einen weiteren Player aufs Spielfeld. Wie wird sich der Dreikampf um die Krone der Tennisspiele entwickeln? Hat Grand Slam Tennis 2 die Chance auf das oberste Treppchen? Ob es für Spiel, Satz und Sieg ausreicht, wird nun unser Review zeigen!
Der Karrieremodus macht den Aufschlag
Schauen wir uns als erstes den Karrieremodus von Grand Slam Tennis 2 an, in dem ihr mit eurem virtuell erstelltem “Ich” einen Karrierezeitraum von 10 Jahren durchlaufen müsst und widmen uns dem, was dieser Modus denn alles zu bieten hat.
Leider gibt es nicht all so viele Möglichkeiten, denn bis auf die vier Grand Slam Turniere, die es so oft wie möglich zu gewinnen gilt, existieren nur noch die Möglichkeiten von Trainingsturnieren, Trainingsherausforderungen und Show-Matches, welche noch zusätzlich über Rivalen-Matches verfügen, in denen ihr zum Beispiel besonders viele Attributspunkte freischalten könnt.
Das größte Ziel des Ganzen ist selbstverständlich die Nummer 1 der Rangliste zu werden. Dies erreicht ihr durch das Sammeln von Punkten, die ihr durch das Gewinnen diverser Turniere und der Grand Slams erhaltet. Aber auch durch kleinere Nebenaufgaben, welche ihr immer vor dem jeweiligen Match angezeigt bekommt, erhaltet ihr noch zusätzlich weitere Bonuspunkte, was das Steigern eures Rangs behilflich ist.
Positiv zu erwähnen ist, dass Grand Slam Tennis 2 über eine offizielle Lizenz der Tennisspieler und zusätzlich über eine exklusive Lizenz von dem Wimbledon-Turnier verfügt. EA hat mit 23 offiziellen Spielergrößen wie Federer, Nadal, Djokovic und den Williams-Zwillingen so einige bekannte Gesichter in das Spiel integriert. Natürlich geben sich auch Spielerlegenden wie zum Beispiel Boris Becker, Pete Sampras und John McEnroe die Ehre.
Leider verspielt Grand Slam Tennis 2 in meinen Augen enorm Potential. Ich persönlich hätte mich über diverse Interviews nach Turniersiegen oder zumindest einige Rückmeldungen des Trainers und des Managers meines virtuellen “Ichs” sicherlich gefreut. Ein System, bei dem man als Spieler ein Sponsoring eines Ausrüster erhält, fehlt leider ebenso. Dafür ist allerdings ein Tennisshop mit von der Partie, in dem ihr aus diversen Shirts, Hosen, Schlägern und allerlei weiteren Zeugs auswählen könnt. Preisgelder bei den Turnieren gibt es nicht, so dass ihr sofort Zugriff auf alle freigeschalteten Items habt und einfach aussuchen könnt, was euch entsprechend gefällt.
1. Doppelfehler vom Karrieremodus verursacht
Ich habe die Karriere auf einem mittleren Schwierigkeitsgrad (zumindest laut Optionen) begonnen und war hierbei richtig erschrocken. So habe ich Spiel auf Spiel alles gewonnen – ohne auch nur einen einzigen Punkt abzugeben. Das ist doch ein schlechter Scherz was dem Spieler hier auf dem Bildschirm gezaubert wird. Es kann nicht sein, dass ich, obwohl ich schon monatelang kein Tennisspiel mehr angerührt habe, in der Karriere einfach so durchmarschiere und ich mich nach der 1. Saison bereits von der Position 100 in die Top 50 katapultiert habe. Erst recht nicht, wenn man auf die Attributspunkte der Gegner achtet. Liegen meine Attributspunkte im Durchschnitt erst so zwischen 30 und 40 Punkten, liegen sie bei den Gegnern in dem späteren Turnierverläufen bei 70 und mehr. Da ist es mehr als unrealistisch, dass ich hierbei alle Gegner (inklusive der Stars) mit einem 6:0, 6:0 und 6:0 vom Platz fege. Und selbst jedes einzelne Spiel ging in den meisten Fällen zu Null aus, außer ich wollte endlich mal ein Ass auf den Court legen und habe mal wieder einen der dämlichen Doppelfehler verursacht, was wiederum an dieser Stelle scheißegal war, da der Gegner mir ja so extrem stark Unterlegen ist!
Ich bin ehrlich: Ich war kurz davor das Spiel aus meinem Laufwerk und vor lauter Enttäuschung gegen die Wand zu pfeffern – doch dann kam der Return der Karriere…
Der Return der Karriere
Ich bin wirklich froh, dass es nicht zu dem angedrohten gekommen war. Das Spiel benötigt eine eiserne Disziplin um dorthin zu gelangen, dass der Spieler und somit mein virtuelles Ich endlich gefordert werden. Denn desto mehr Saisons ihr in dem Spiel zu Ende bringt, wird der Schwierigkeitsgrad ein wenig angehoben. Plötzlich stand ich irgendwann einem Gegner gegenüber, der sich auch endlich mal zu wehren wusste. Es war soweit, es hat die Zeit der längeren und einigen teils spektakulären Ballwechsel begonnen. Die Karriere fing mir so langsam an etwas Spaß zu bereiten – endlich mal um die Punkte kämpfen…
Doch leider kommt das viel, viel und nochmals viel zu spät, denn bis man an diesem Punkt angelangt ist, ist bei Grand Slam Tennis 2 einiges an sehr langweiliger und auch stundenlanger “Arbeit” zu verrichten. Die Frage ist nur, ob alle Spieler eine solch starke Belastungsgrenze haben, was vor allem den viel zu leichten Schwierigkeitsgrad betrifft, den man Anfangs gegenübersteht.
Durch immer geschicktere Positionierung der KI wurde es spannender – es wurde sogar actionreicher. Immer mehr und mehr wurde das Spiel zu einer Tennissimulation und ich konnte die doch so starke Kritik an dem Spiel, die ich bisher gesehen hatte, nicht so ganz verstehen. Aber dennoch bleibt natürlich weiterhin der fade Beigeschmack der extrem langweiligen Präsentation und des verspielten Potentials. Demnächst sollte der Entwickler den Schwierigkeitsgrad in der ersten Phase der Karriere nicht so niedrig legen, denn dadurch werden die Spieler eher vergrault, als dass sie zum Spielen von Grand Slam Tennis 2 animiert werden.
Der Multiplayer fährt viele Punkte ein
Vor allem im Multiplayer spielt Grand Slam Tennis 2 seine Stärke voll aus. Hier ist die Wahrscheinlichkeit auf einen ähnlich starken Spieler zu treffen am größten. Und bei gleichstarken Gegnern kommt sogar ein Hauch vom realistischen Tennis-Feeling rüber.
Hier warten sehr spannende Ballwechsel auf die Spieler, denn jeder einzelne Fehler, jede falsche Entscheidung ob Slice, Top Spin oder doch ein Stop, wird eisern bestraft! Dieser Modus macht wahnsinnig viel Spaß und hier werde ich sicherlich noch so einige Stunden verbringen. Sogar Online Turniere mit einem bis zu 128 Teilnehmern großen Spielerfeld ist hier möglich. Richtig klasse!
Und dennoch der Sieger: ESPN Grand Slam Klassiker
EA SPORTS Grand Slam Tennis 2 hat auch noch mehr im Einzelspiel zu bieten, als lediglich den Karrieremodus. Im ESPN Grand Slam Klassiker-Modus spielt ihr reale Matches aus verschiedenen Zeitepochen, genau gesagt der letzten 40 Jahre, nach. Zur Auswahl stehen euch zum Beispiel die 2000er, die 90er oder auch die 80er. Allerdings wird nicht das komplette Spiel nachgespielt, denn hierbei wird der Spieler mitten in ein laufendes Match katapultiert. Hier gilt es, noch mal das Ruder für einen festgelegten Spieler herum zu reißen. Oder zum Beispiel einen Boris Becker bei seinem Wimbledon Sieg im Jahre 1989 zu begleiten. Auf jeden Fall wartet hier eine ganze Palette an Aufgaben auf euch, die es zu erledigen gilt.
Das Ganze verfügt über einen sehr knackigen Schwierigkeitsgrad und ist sehr fordernd. Auch wenn ihr hier Anfangs sehr viele Winner liegen lassen werdet, so ist man in diesem Modus nicht sonderlich schnell gefrustet. Eher macht die Herausforderung den größten Spaß aus. Das alles ist zwar nicht sehr einfallsreich, so werden solche Modi bereits in anderen Spielen des Publishers EA Sports verwendet (z.B. die FIFA-Reihe), bietet aber dennoch Herausforderungen, eine gewisse Tiefe und einen großen Umfang. Mit jedem Sieg sammelt ihr immer mehr Punkte, die euch zu weiteren Klassik-Matches zulassen.
Man sieht förmlich, welches Potential das Spiel vom spielerischen bietet. Auch wenn der Modus nicht viel mehr zu bieten hat, hat er mir persönlich am meisten Spaß bereitet und hin und wieder ertappe ich mich nun, wie ich ESPN Grand Slam Klassiker anwerfe, um doch noch die nächsten Matches freizuschalten!
Intuitive Steuerung
Der Entwickler EA Canada hat bei der Controller-Steuerung alles richtig gemacht. Denn hier wird der rechte Stick komplett zum Schlagarm umfunktioniert. Mit nur diesem Stick wird durch das entsprechende ziehen nach unten, links unten oder auch rechts unten die Anweisung gegeben, was für ein Schlag als nächstes folgen soll, wobei anschließend mit dem Stick noch die entsprechende Schlagrichtung zu drücken ist.
Auch bei den Aufschlägen ist es eine nahezu perfekte Umsetzung. Desto länger ihr den rechten Stick nach hinten zieht, desto mehr gewinnt der Aufschlag an Härte, aber dadurch verkleinert sich wiederum auch der Bereich des perfekten Aufschlages immer mehr. Hier ist, um einen perfekten sehr starken Aufschlag abzugeben, ein genaues Timing erforderlich. Solch eine gute Steuerung habe ich mir schon immer bei virtuellen Tennisspielen gewünscht.
Da mir kein Playstation Move zur Verfügung stand, konnte ich den Spielmodus mit dieser Hardware leider nicht testen. Auf eine Xbox Kinect-Unterstützung wurde bei Grand Slam Tennis 2 komplett verzichtet.
Was gibt es sonst noch Positives?
Technisch gesehen ist Grand Slam Tennis 2 ein perfektes Spiel. Die Spielermodelle sehen glaubhaft aus und die Legenden sind auch zweifelsfrei wieder zu erkennen. Das Spiel verfügt über keinerlei Tearing, Ruckler gibt es auch keine. Bei den Online-Partien waren keinerlei Lags zu entdecken, was sehr erfreulich ist.
Was gibt es sonst noch Negatives?
Das Kommentatorenduo mit John McEnroe und Pat Cash ist ziemlich, ziemlich schlecht. Meist wird irgendwas Belangloses vor sich her gebrabbelt und zudem wiederholen sich die Sprüche noch öfters, als es in einem FIFA zum Beispiel der Fall ist. Noch schlimmer ist es, wenn einer der Kommentatoren John McEnroe heißt und drei Mal dürft ihr raten: Mein Gegner ebenfalls. Das macht die Stimmung sowas von kaputt. Diese sollten auf jeden Fall deaktiviert werden! Wobei ich nebenher noch erwähnen muss, dass die Legenden im Karrieremodus als Gegner eh nix zu suchen haben sollten…
Die Soundkulisse an sich ist aber auch schon sehr bescheiden. Hin und wieder Jubeln die Zuschauer ziemlich stark verspätet, manchmal sogar gar nicht mehr und es ist fast nur noch Stille zu hören.