Wisst ihr was das Problem mit Warhammer 40k Videospiel Adaptionen ist? Sie sind zu ernst. Und zu Imperial. Immer spielt man grimmige Space Marines. Dabei haben Orks doch viel mehr Spaß. Einfach nur ballern und moschen was das Zeug hält!
Der Ork Waaagh (das Orkische Wort für Krieg, Kriegszug, aber auch ein allgemeiner Kampffschrei) Gutrippa greift eine imperiale Makropolwelt an. Mit dabei unser Ork Boy, der nach einem… Disput mit seinem Boss alleine ins Feld zieht. Im Kampf gegen das Astra Militarum, einen Genestealer Cult und diverse andere Gegner hagelt es jede Menge Dakka (das Orkische Wort für Waffen, Munition oder Schießen).
Für eine Handvoll Zähne
Seit einigen Jahren ist Warhammer-Macher Games-Workshop sehr gut darin geworden die grundlegende Komik ihrer diversen Spiele besser in ihrem Marketing zu benutzen und Shootas, Blood and Teef ist ein Paradebeispiel dafür. Nicht nur in Sachen der wirklich witzig geschriebenen Ork Texte, sondern natürlich auch der Look: anstatt fotorealistischer Nachbauten bekannter Modelle und Geländesets von Games-Workshop bedient sich Shootas, Blood and Teef eines sehr runter-reduzierten Cartoon Stils, der die grundlegende Komik des Ork-Abenteuers unterstreicht. Und ich musste von Anfang an sehr breit grinsen. Die „Fußball Hooligans“ des 41. Jahrtausends sind einfach super lustige Gesellen.
Shootas, Blood and Teef ist ein 2D Run and Gun; im Stile von Contra oder Gunstar Heroes lauft und hüpft euer Ork durch das Level und ballert bis euch die überhitzende Plasmaknarre umbringt. Mit dem rechten Stick bestimmt ihr die Feuerrichtung, mit dem Trigger gibt es Dakka. Das fühlt sich gerade beim Nutzen einer klassischen Schnellfeuer-Wumme etwas lose und unpräzise an. Aber ich komme auch nicht herum zu denken, dass eine leichte Schwammigkeit tatsächlich Absicht ist und die Bewertung dieser im Auge des Betrachters liegt. Denn bei Orks zählt die Quantität der verschossenen Munition deutlich mehr als die tatsächliche Präzision. Während ihr in einer Runde Contra euch den Level Verlauf und die Gegner Spawns genauestens einprägen müsst, ist Shootas, Blood and Teef ein deutlich chaotischeres Unterfangen. Und dabei kommen gar keine Spiky Boyz (Ork Slang für Chaos Space Marines) drin vor.
Potentiell könnt ihr sogar mit bis zu 3 weiteren Mitspielern ans Werk machen. Online habe ich leider keine Mitspieler gefunden und ich hatte nur Gelegenheit für einen Multiplayer Runde mit einem weiteren Spieler. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie chaotisch das Spiel mit 4 Spielern wild um sich ballernden Grünhäuten abgeht.
Never enuff‘ Dakka
Dakka gibt es natürlich jede Menge. Zwanzig verschiedene Schusswaffen umfasst das komplette Arsenal das man beim Mek gegen Zähne (das gängige Zahlungsmittel unter den Grünhäuten) eintauschen könnt. Von Space Marine Boltern inspirierte Wummen mit explodierender Munition, Squig-Minen und überhitzenden Mega Blastas ist alles dabei wofür das grüne Ork Herz schlägt.
Die ca. 5-6 stündige Kampagne auf Normal spielen bringt aber auch einige Frustmomente mit sich. So habe ich bei manchen schweren Bosskämpfen, wie z.B. gegen einen Leman Russ Punisher gefühlt mehr Zeit auf dem Ladebildschirm als im tatsächlichen Kampf verbracht, bis ich endlich einen groben Rythmus raus hatte, mit dem ich gerade so langsam seine Lebensenergie dezimiere, bevor er mich zu Klump schießt. Und gerade die kniffligsten Momente scheinen die mit den wenigsten Checkpoints zu sein. Shootas, Blood and Teef fühlt sich nie wie ein Spiel an, welches frustrieren soll. Und das macht es dann umso frustrierender, wenn es das dann auch wirklich ist.
Trotz der queren Ork Perspektive auf das gesamte Geschehen macht Shootas, Blood and Teef was die meisten Warhammer Adaptionen machen, nämlich das Universum sehr gut zum Leben erwecken. Die Beleidigungen und Drohungen der Bossgegner passen wunderbar zu ihrer etablierten Lore, nur wirken sie einfach noch ein bisschen lächerlicher durch die Augen und Ohren eines Orks. Schau mal Junge, ich will einfach nur von diesem Planeten runter. Ist mir egal, ob du einen Baneblade fährst oder nicht.
Dabei ist es gerade die interne Logik eines Videospiels, die diese Szenen ermöglicht. Genau wie in Space Marine ein einzelner Adeptus Astartes Krieger es mit ungefähr 1000 Orks aufnehmen kann, so ist es auch hier ein einzelner Flash Git der quasi im Alleingang mehrere Imperiale Regimenter inkl. Kriegsmaschinen zerlegt. Da sei es auch mal erlaubt, dass ein Imperialer Offizier überraschend viel Schüsse aus einer Plasmapistole einstecken kann.
Hauptsache laut!
Das Sound Design trägt sein übliches zum Gesamtbild bei. Zwar hätte ich mir insgesamt gewünscht, dass die Waffen noch etwas lauter wären, aber doch hat jede Waffe und die meisten Gegner einen sehr eigenen Sound. Der Soundtrack läuft eine herrliche Gradwanderung zwischen epischen Chören, wie man sie in einem Warhammer 40.000 Titel erwartet und brachialem E-Gitarren Geshredde inklusive dem Auftritt einer Ork Heavy Metal Band. Verbringt man zu lange in einem Kampf wird die Musik etwas langweilig, aber das fällt bei einem so kurzem Spiel nicht weiter ins Gewicht.
Technisch gibt es wenig zu bemängeln. Nur 2 oder 3 mal ist das Spiel ein bisschen ins Stocken geraten, als dann zuviel Chaos auf dem Bildschirm herrschte, aber das war eindeutig die Ausnahme von der Regel. Zwischendurch hatte sogar die Soundausgabe kleine Probleme.
Zu bemängeln wäre ansonsten nur noch, dass ein normaler Controller anscheinend nicht genug Tasten hat im Vergleich mit einer PC-Tastatur. Neben Schießen, springen, dashen, moschen und Granaten werfen waren auf einmal keine Knöpfe mehr übrig um eine Waffe zu wechseln und es war mir nicht möglich die Control Sticks seperat zu belegen, ohne mich der Waaagh!-Kraft zu berauben.
Warhammer 40.000: Shootas, Blood and Teef ist digital für PC via Steam, Nintendo Switch und Playstation 4/5 erhältlich und ab 24. November auch in einer limitierten Collector’s Edition via Strictly Limited oder Gamesrocket. Für das Review wurde ein Code bereitgestellt. Getestet wurde die Version für Nintendo Switch.