Close

Login

Close

Register

Close

Lost Password

Pokémon Legenden: Arceus Review

Vorsichtig schleiche ich mich durchs hohe Gras. Vor mir ein monströses brennendes Pferd. Ich versuche es mit etwas Obst abzulenken. Dann werfe ich den Pokéball. Aber der hält es nicht. Es kommt wieder heraus. Tja, dann pack ich halt meine eigenen Pokémon aus. Zu schade, dass das Alpha Galoppa mit jedem kurzen Prozess macht. Ich nehme die Beine in die Hand und renne zurück ins Dorf, bevor mich das flammende Ross selbst aufs Korn nimmt.

Es ist eine ganze Weile her, seid ich viel Zeit in ein Pokémon Spiel investiert habe. Da war die original Rote Edition, dann Gold, dann lange Zeit nichts, irgendwann mal Pokémon X und schließlich hab ich ein bisschen Schild gespielt. Schild begann als erster Teil der Haupt-Reihe damit, mit der Wild Area der Galar Region das Grund-Konzept ein bisschen zu öffnen, in der man frei herum reisen konnte, anstatt immer nur von einer Route zur nächsten zu wandern, dabei aber auch Gefahr lief auf zu starke Pokémon zu treffen. Trotzdem stolperte man dann doch immer wieder in das selbe Schema: Man läuft, es taucht ein Pokémon auf, es gibt einen rundenbasierten Kampf und am Ende wird ein Pokéball geworfen. Der Reiz des Settings war da immer gut da, aber die Umsetzung hat mich in den letzten Jahren irgendwie kalt gelassen.

Pokémon Legenden: Arceus baut auf ein paar dieser Grundkonzepte auf, ist dabei aber ein sehr eigenes Biest – Pun intended – ein Semi-Open-World Spiel mit Anleihen von Monster Hunter und auch Breath of the Wild. Zumindest wirkt es so für eine Zeit lang. Je länger man aber spielt, desto mehr fühlt es sich immer noch sehr wie ein klassischen Pokémon-Spiel an. Und das meine ich in diesem Fall nicht zwingend als positives Merkmal.

Pokémon Legenden: Arceus ist ein Isekai: Unser junger moderner Protagonist (leider immer noch ein Minderjähriger ohne Bart) wird durch den titelgebenden Pokémon Gott durch ein Raum/Zeit-Loch in die Vergangenheit in eine Zeit geschickt, als die Menschen gerade erste Kontaktversuche mit den Pokémon unternahmen. Hier sind die Pokébälle noch aus Holz und anstatt leuchtende Krankenhäuser zu nutzen muss man im Zelt schlafen, um seine Pokémon zu regenerieren.

Pokémon Legenden: Arceus Bild 1

Unser Zeit-gestrandeter Protagonist wird provisorisch in die Reihen der Pokémon Erforscher des Team Galactic aufgenommen, die vom Jubilife Dorf ausgehend versuchen sich einen neuen Lebensraum zu schaffen und dabei mit den furchtbaren, gefährlichen und mächtigen Bestien, die dort leben, klar zu kommen. Anstatt wie in den Jahrzehnten zuvor einem alten Pokémon Professor dabei zu helfen eine Datenbank zu füllen, geht es dieses mal tatsächlich um den allerersten PokéDex der Geschichte. Immer noch besser als schon wieder Professor Eich dabei zu helfen seine Festplatte zu reparieren. Dabei ist es außerdem ganz niedlich wie ihr mehr und mehr der gefangenen Pokémon in die Dorfgemeinschaft eingliedert. Nichts weltbewegendes, aber ihr lasst halt mal ein Wasser Pokémon am Feld, damit es den Bauern beim Anbau hilft und so wird Stück für Stück das Kernmotiv des Spiels unterstrichen. Auch wenn der Anführer von Team Galactic, ein grimmiger Samurai, nur schwer von eurem Ansatz zu überzeugen ist.

Ihr trefft auch Vertreter verschiedener Klans, die wiederum ihre eigene Art haben mit den Pokémon umzugehen. Nichts davon ist wahnsinnig aufregend, aber wir spielen Pokémon ja auch selten wegen der Story. Und am Ende geht es natürlich wieder um ein legendäres Pokémon und auch wenn die Credits durch sind, gibt es eine Menge Post-Game Content. Ganz zu schweigen von der ewigen Aufgabe diese alle zu fangen. Der Story-Ansatz von „Pokémon sind neu und seltsam und wir wissen nicht, wie wir mit ihnen umgehen sollen“, rückt etwas schnell in den Hintergrund, da ihr dann doch recht fix dabei seid euer Team zusammenzustellen und euch Kämpfe mit wilden Pokémon und anderen Trainern zu liefern, als wäre es nicht 500 Jahre in der Vergangenheit. Aber auch im Endgame seid ihr immer noch dabei Bälle zu werfen und eure Berichte dem Professor vorzulegen und nur so könnt ihr auch Geld verdienen. Es hält sich die Waage zwischen neuen und alten Elementen.

Pokémon Legenden: Arceus Bild 2

Dennoch fängt einen das Spiel mit einem Twist auf die Kern-Mechanik sehr schnell ein. Pokémon wandern gemütlich durch die Landschaft und ihr müsst euch an sie anschleichen um sie mit einem zielsicher geworfenem Ball einzufangen. Und auf einmal ist man mitten drin wie nie zuvor. Keine Random Encounter mehr, sondern nur ihr und die wilde Fauna. Und während ein paar Bidoofs oder Entons sich vielleicht noch einfach so einfangen lassen, ist man bald auch damit beschäftigt den wilden Attacken von stärkeren Monstern auszuweichen, damit man nicht selbst Opfer eines Flammenwurfs oder Steinschlags wird.

Besonders knifflig wird der Kampf gegen wilde Pokémon auch dann, wenn mehrere von ihnen auf einmal in eurer Nähe sind. Versucht ihr ein Pokémon einzufangen, während euch ein anderes im Visier hat, habt ihr es gleich mit mehreren wilden Bestien zu tun ohne selbst mehrere in den Kampf schicken zu können.

Dann sind da noch die Alphas, besonders mächtige und große Vertreter ihrer Art mit rot leuchtenden Augen, die sich nur selten mit einem einfachen Ball einfangen lassen. Und die außerdem, zumindest gefühlt, besser darin sind gierige Trainer im hohen Gras zu finden. Da liegt ein besonderer Thrill, wenn man die Kamera ein Stück dreht und auf einmal sieht, wie ein 4 Meter großes Sichlor umherstampft, dass anscheinend nur darauf wartet jemanden mit seinen Klingen zu zerlegen. Aber auch Alphas lassen sich mit etwas Ablenkung und genug Pokébällen einfangen und ihr könnt sie eurem Team hinzufügen. Sofern ihr euch als kompetenter Erforscher bewiesen habt, denn anstatt Arena-Orden geht es jetzt um euren Rang beim Team Galactic.

Pokémon Legenden: Arceus Bild 3

Kommt es dann zum Kampf ist vieles erst mal so wie früher. Zwar könnt ihr als Trainer selbst in der Arena herumlaufen, der rundenbasierte Kampf zwischen den Taschenmonstern läuft dabei aber ab wie früher. Jedes Pokémon beherrscht 4 Attacken, mit der sehr angenehmen Änderung, dass ihr diese 4 jederzeit aus einem größeren Pool wechseln könnt und alte Moves nicht für immer vergessen werden.

Was mich zugegeben konstant verwirrt hat, war, wie schnell manche Kämpfe vorbei sind. Ich bin zwar schon länger nicht mehr tief in Pokémon drin, aber ich war dann schon überrascht, wie stark „sehr effektive“ Attacken am Ende sind. Da haut ein Pokémon, welches 15 Level unter mir ist, trotzdem mein Viech mit einem Schlag weg. Zu dumm, dass man zwar beim Angriff gelistet hat, ob eine Attacke stark oder schwach gegen den Gegner ist, aber trotzdem nicht seine Werte sehen kann. Oft kam es auch vor, dass ein Pokémon, dass gerade erst vom Gegner in den Kampf geschickt wurde, Initiative-bedingt 2 oder sogar 3 Attacken auf einmal vom Stapel lassen konnte.

Pokémon Legenden: Arceus Bild 4

Was einem immer wieder deutlich wird, ist, dass obwohl Pokémon eines der größten und beliebtesten Nintendo Franchises ist, die Spiele sich auch mit einem Open-World ähnlichen Ansatz wie hier sehr low-budget anfühlen. In einer Zwischensequenz wird das Bild regelmäßig kurz in schwarz ausgeblendet, wenn etwas komplexeres im Rahmen einer Unterhaltung passiert. Wie zum Beispiel, dass eine Person die Unterhaltung verlässt oder ein Pokémon jemanden angreift. So etwas störte früher nicht zu den Handheld-Zeiten, aber wenn jetzt eine Figur sagt „sieh her wie mein Pokémon diese Attacke einsetzt“ und das Bild schwarz wird und ich den Angriff nur höre, wirkt das schon ein wenig merkwürdig.

Man sollte von vornherein nicht mit zu großen Erwartungen an dieses Spiel gehen. Pokémon Legenden: Arceus ist eben kein Breath of the Wild, auch wenn man sich das vielleicht zuerst wünscht. So beeindruckend die Welt auf den ersten Blick auch ist, stößt man schneller auf ihre Grenzen als einem lieb ist. Obwohl Teile der Welt sehr weit und offen sind, hatte ich selten das Gefühl in eine Situation zu stolpern, aus der ich mit genug Sprinten nicht wieder heraus fand.

Auf der anderen Seite ist das Spiel konstant in seiner Präsentation sehr episch. Viel wurde vorweg über die Grafik des Spiels debattiert und auch wenn wir hier kein hochpoliertes Unreal Engine Spiel haben, so wirkt die Welt doch ausreichend beeindruckend, wenn man sie aus dem richtigen Winkel betrachtet.

Pokémon Legenden: Arceus Bild 5

Unsere Wertung

Pros

  • Neue Art mit Pokémon umzugehen und sie zu fangen
  • Schönes neues Setting
  • Kleine Verbesserungen am Kampfsystem

Cons

  • Steckt noch arg in alten Gewohnheiten fest
  • Präsentation oft etwas grob
  • Story dann doch etwas flach

Fazit

Was am Ende von Pokémon Legenden: Arceus bleibt ist zwar das schönste und coolste Pokémon Spiel, dass mir seit langer Zeit untergekommen ist, aber am Ende immer noch "nur" ein Pokémon Spiel. Der Plot dümpelt so vor sich hin, die meisten Charaktere sind recht einseitig und alles wird dann letztlich doch vom etwas abwechslungsarmen Gameplay getragen. Das "Feudales Japan"-Setting ist schick, wird meiner Meinung nach aber nicht stark genug genutzt. Die Musik driftet leider viel zu selten in Richtung klassischer japanischer Klänge und bleibt an der "üblichen" Pokémon-Dudelei hängen. Aber am Ende bin ich mir nicht sicher, ob ich mich zu sehr an meinen eigenen Erwartungen aufhänge. Ich glaube ich bin in die alte Falle gefallen ein neues Spiel in einem langjährigen Nintendo Franchise nicht daran zu beurteilen was es ist, sondern daran was ich gerne von dieser Reihe hätte. Pokémon Legends Arceus ist ein weiterer solider Eintrag mit einigen tollen neuen Ideen. Aber am Ende ist (fast) jedes neues Pokémon oder Mario oder Zelda oder Star Fox (seufz) gemacht als wird es für eine neue Generation von Spielern der erste Teil. Und die wird es bestimmt hinwegfegen. Ich wurde gut unterhalten, hatte aber mehr erwartet.
7.5
Gut

Share diesen Artikel

Über den Autor

Nach einer Über-Dosis Breath of the Wild mag Konrad keine Open-World Spiele mehr und befasst sich inzwischen fast nur noch mit gemütlichen Indie Games die sonst niemanden interessieren. Zwischendurch ist aber mal Zeit für eine Comic-Adaption.

Nicht verpassen!

    Hinterlasse einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind markiert *

    Danke für deinen Kommentar!