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Filmkritik: Fack Ju Göhte 3

Schulhefte aufgeschlagen, Lineal und Füller gezückt und Ohren gespitzt, denn Regisseur Bora Dagtekin ruft zum #Finalfack ! Der dritte und letzte Teil der Fack Ju Göhte-Reihe steht auf dem Schulplan und dürfte wieder einmal so ziemlich jeden ins Kino locken, sowohl aktuelle Schulbankdrücker als auch die, die es vor langer Zeit mal waren. Ob mit Fack Ju Göhte 3 erneut der ganze große Streich gelungen ist, oder jemand ganz gehörig zum Nachsitzen verdonnert wird, erfahrt ihr in unserer Filmkritik!

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Seit Anti-Lehrer Zeki Müller (Elyas M’Barek) und seine Chaotentruppe dem Schillergymnasium die thailändische Partnerschule abgeluchst haben, hat die Goethe-Gesamtschule nichts mehr reißen können. Der Ruf der „GGS“ ist nach wie vor regelrecht unterirdisch. Eltern schicken ihre Kinder lieber auf andere Schulen, die Schülerzahl sinkt so schnell wie ihr Bildungsniveau. Direktorin Gudrun Gerster (Katja Riemann) steht unter Druck. Damit die Gesamtschule nicht geschlossen wird, müssen Erfolge her. Sofort! Das kann ein Preis für die Schülerzeitung „Klassenfurz“ sein, ein Musik- oder Kunstpreis, oder auch bundesweite Aufmerksamkeit durch ein erfolgreiches Anti-Mobbing-Seminar. Doch kann man solche Erfolge wirklich von der 11b erwarten? Zumal die Problemschüler Chantal (Jella Haase), Danger (Max von der Groeben), Zeynep (Gizem Emre) und Burak (Aram Arami) gerade ganz andere Sorgen haben: Die unmotivierte Truppe soll durch einen Leistungstest beweisen, dass sie für die Oberstufe geeignet ist und das Abitur kein unerreichbares Ziel sein wird.

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Es gibt Filmreihen, die funktionieren als Trilogie sehr gut. Da muss es noch nicht einmal vom Kaliber eines Der Herr der Ringe oder Matrix sein. Wichtig ist, dass die drei Filme einzeln gut funktionieren, aber auch als Gesamtpaket ein in sich abgeschlossenes, zufriedenstellendes Ergebnis darbieten. Mit dem dritten Film sollte im besten Fall der Höhepunkt der Reihe erreicht werden, ein Fazit, welches das Ganze nochmal ordentlich aufrüttelt und zu einem gelungenen Abschluss führt. All das wurde bei Fack Ju Göhte 3 leider nicht erreicht.

Während die ersten beiden Teile noch einen gewissen Charme hatten, und für sich eine deutliche Eigenständigkeit besaßen, steht der dritte Teil etwas plan- und hilflos alleine da, und weiß nicht, wohin. Es wirkt wie ein Schritt zurück, ein Aufkochen der Elemente des ersten Films, was nach dem abgedrehten Inselabenteuer im zweiten Teil nicht hätte sein dürfen. Die Faszination der Einfachheit, die durch simple Story und vor allem auch durch prägnante Charaktere – die man trotz ihrer Schrulligkeit doch irgendwie liebgewonnen hat – unterstrichen wurde, ist wie weggeblasen. Hier wird stattdessen zu sehr auf Message und Moral gezielt, als wolle der Regisseur die Reihe mit einer Lehre fürs Leben abschliessen, und das wird mit so viel Pathos geschmückt, dass es einfach nicht so recht zu Chantal, Danger und Co. passen will.

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Zu dem übertriebenen Pathos mit Durchhalteparolen und „Ich glaub an dich!“-Sprüchen, mit denen sich die Schüler zum Bestehen von Leistungstests motivieren, kommt auch noch eine gewaltige Klischeekeule hinzu. Natürlich, Fack Ju Göhte hat immer mit überspitzten Klischees und Political Incorrectness gespielt, da jeder der Hauptcharaktere an sich ein wandelnder Stereotyp ist, aber vor allem im 3. Teil wird der Bogen doch sehr überspannt. Da sind natürlich alle schwarz tragenden Menschen depressiv und höchst suizidal, die „coolen“ Kids mobben die Nerds, die selbstverständlich im Superheldenkostüm zur Schule kommen, um ihre Schwächen und Makel zu kaschieren, und eigentlich wollen sich alle im Grunde nur im Nachtleben ordentlich die Kante geben. Auch hier hätte Dagtekin mal mit gängigen Stereotypen brechen können, aber vielleicht ist gerade so ein Film nicht das richtiger Medium dafür.

Vielversprechende Themen wie Flüchtlinge und häusliche Gewalt, mit denen man in der heutigen Zeit ein Zeichen setzen und viele junge Leute hätte erreichen können, werden nur angerissen und dann schnell wieder unter den Teppich gekehrt, als habe man sich am Ende doch nicht getraut, das durchzuziehen. Stattdessen wird wesentlich mehr auf Slapstick und Klamauk gesetzt, aber leider zieht der Humor nicht mehr ganz so gut wie in den ersten beiden Teilen. Viele Gags wirken so, als hätte man sie bereits gehört. Im ersten Teil. Und klangen sie wesentlich besser. Der Tiefpunkt ist dabei ein Virtual Reality-Sexsimulator, den Chantal und Etienne alias Ploppi ausprobieren, und dabei von der Oma gestört werden, die ihnen Kekse anbietet, und sie deshalb die Kontrolle über die Stimulation des Geräts verlieren. Die Szene wirkt so übertrieben albern und ist so holprig-parodistisch gedreht, dass einfach nur großes Fremdschämen aufkommt. Und zum Fremdschämen trägt auch der kurze Cameo-Auftritt von ein paar Spielern des FC Bayern München deutlich bei.

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Es scheint, als hätten die Chantal, Danger und die anderen Chaos-Schüler die ganzen drei Filme über nichts dazugelernt, denn in Sachen Charakterentwicklung hat sich bis hierhin garnichts getan. Elyas M’Barek ist als Zeki immer noch ein Draufgänger, der es eigentlich hasst, Lehrer zu sein, aber dann doch irgendwie Spaß daran hat, Etienne hat seine Ticks und Zwangsneurosen, Danger seine penetranten Wutausbrüche und Chantal ist eben Chantal. Alle bleiben in ihrem Raster, nichts hat sich verändert, als hätte es den zweiten Teil nie gegeben und man würde einfach nur Szenen für den ersten Film nachdrehen. Die wohl größte Veränderung macht Danger durch, da er dank der Pubertät nun einen extremem Körpergeruch aufweist, der regelrecht als Waffe Verwendung findet. Aber wenn das schon den Höhepunkt der Charakterentwicklung darstellt, ist das eindeutig zu wenig.

Aber natürlich ist nicht alles an dem Film schlecht. Er hat trotz allem ein gewisses Unterhaltungspotenzial, und Fans der ersten beiden werden sicherlich beim dritten ein-zwei Augen zudrücken können, was die Qualität angeht. Eines der wenigen Highlights von Fack Ju Göhte 3 ist wieder einmal Katja Riemann in der Rolle der Schuldirektorin Gudrun Gerster. Rein schauspielerisch und auch als Charakter selbst überzeugt sie mit einer gewissen ironischen Bissigkeit, wenn sie mal wieder die Kollegen im Lehrerzimmer schikaniert, alles und jeden kontrolliert, und die Schule mit allen Mitteln auf Erfolgskurs bringen will.

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Wer sich komplett auf den Film einlassen möchte, sollte lieber einen großen Bogen um sämtliche Trailer machen, denn die besten Szenen und witzigsten Gags wurden darin bereits verpulvert, und man ertappt sich während des Films dabei, die Szenen aufzuzählen, die man an dieser und jener Stelle im Trailer schon gesehen hat, was dann jedoch nur zu einem müden Lächeln bewegt. Denn viele Highlights bleiben dann nicht mehr übrig. Gerade in einer Zeit, in der man mit Trailern bombardiert wird, ist das für einen Film wie Fack Ju Göhte 3 pures Gift.

Zu allem Überfluss kommt noch, dass Dagtekin anscheinend nicht wirklich wusste, welche Richtung sein Film am Ende einschlagen und welche Position er einnehmen sollte. Er wechselt von einem Moment zum anderen von Klamauk-Komödie zu Selbstmord/Depressionsdrama, dann wieder zurück zur pathetischen „wir-schaffen-das“-Mentalität, bei der alle zusammenhalten und gemeinsam ihre Ziele erreichen wollen, wenn sie nur ganz fest an sich glauben. Der rote Faden wurde hier nochmal in feine Einzelstränge zerschnitten, was ihn aber sehr dünn macht und zwangsläufig dazu führt, dass er reisst. Das führt im Endeffekt dazu, das Fack Ju Göhte 3 sehr schwammig und weniger wie ein Gesamtwerk sondern eher wie ein Flickenteppich wirkt. Schade!

Unsere Wertung

Pros

    Cons

      Fazit

      Alles in allem ist Fack Ju Göhte 3 kein grottenschlechter aber eben auch kein besonders guter Film. Es gibt einfach zu viele Punkte, die die ersten beiden Filme viel besser gemacht haben. Man bekommt mehr vom Gleichen vorgesetzt, and einem Punkt, an dem man schon lange übersättigt war. Die Gags sind - sogar für Fack Ju Göhte-Verhältnisse - sehr flach, die Handlung nach dem zweiten Teil definitiv ein Schritt zurück und es kommt zu oft ein Fremdschäm-Gefühl rüber, als dass der Film wirklich mit innovativen, erfrischenden Ideen aufwarten könnte. Für zwischendurch kann man den Film zwar mal anschauen, aber wirklich großes Kino ist hier leider nicht gelungen.
      3
      Sehr schlecht

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      Text zum Autor folgt noch.

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