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Borderlands: The Pre-Sequel im Test

Trotz aller Wünsche der Fans endete Borderlands 2, bevor wir auch nur einen Fuß auf Handsome Jacks imposante Mondbasis gesetzt haben. Rund 2 Jahre später erreichen wir sie doch noch – nur in einer anderen Zeit. Unser Test zum neuen Borderlands-Ableger von 2k Australia!

Keine Grenze für den Feind

Auch nach dem Tod ihres gemeinsamen Erzfeindes Handsome Jack hat die Jagd für die Kammerjäger Lilith, Mordecai und Brick kein Ende gefunden, denn noch immer treiben sich auf Pandora Leute herum, die einst für Jack arbeiteten. Darunter auch die ehemalige Atlas-Attentäterin Athena. Doch bevor sie ihrer einstigen Alliierten ein drittes Nasenloch verpasst, will Lilith ihre Geschichte hören.

Athena beginnt also zu erzählen: Zusammen mit drei weiteren Kammerjägern wurde sie kurz nach dem Tod ihres Vorgesetzten General Knoxx von Jack angeheuert, um ihm bei der Rückeroberung der Raumstation Helios zu helfen, die der Verlorenen Legion der Dahl Corporation unter Colonel Zarpedon in die Hände gefallen ist. Mit Hilfe des auf der Station installierten Lasers bedrohen ihre Streitkräfte die Stabilität des Mondes Elpis und seines Planeten Pandora. Jacks Plan: Die Station mit einer gewaltigen Roboterarmee zurückerobern. Doch dafür muss einiges erledigt werden. Und bevor es los geht, gilt es zunächst eine von vier Klassen zu wählen. Da wäre zunächst mal Athena selbst, die bereits im DLC des ersten Borderlands ihr Debüt gab. Sie verfügt über einen mächtigen Schild, den sie im Stil von Captain America auf ihre Gegner werfen kann, der allerdings auch Schaden absorbiert, wenn sie ihn vor sich hält. Auch dabei: Jacks späterer Bodyguard, der Ingenieur Wilhelm, der zwei fliegende Drohnen in den Kampf schicken kann sowie Nisha, die Pistolen-schwingende Gesetzeshüterin von Lynchwood und Jacks zukünftige Lebensgefährtin. Und natürlich (?) darf auch Grenzland-Veteran Claptrap nicht fehlen, der zum ersten Mal überhaupt in der Reihe spielbar ist, aber extrem viel Geduld erfordert, weil seine Fähigkeit nicht unbedingt immer zuverlässig arbeitet.

So beginnt eine Geschichte, die einen über praktisch den halben Mond und auf die Helios-Station in ihrer ganzen Größe führt. Wie schon in bisherigen Borderlands-Spielen kann man die Kampagne in knapp 10 Stunden gelöst haben, doch verpasst man dadurch auch Aberdutzende von Nebenaufgaben. Leider sind einige davon erst verfügbar, wenn man besagte Zone schon hinter sich gebracht hat, was oftmals doppelte und dreifache Fußwege bedeutet. Mit den optionalen Inhalten holt man knapp 20 bis 25 Stunden aus der Kampagne heraus. Nach Abschluss der Hauptkampagne kann man im Wahren Kammerjäger-Modus seine Waffen und Ausrüstung mitnehmen und mit neuer Gegnerkonfiguration von vorne beginnen, um so das Maximallevel von 50 zu erreichen.

Klingt alles sonderbar vertraut, oder? Weil nämlich sein Vorgänger nach der selben Formel funktioniert hat. Die neuen Entwickler 2k Australia haben sich ausgiebig aus der Ideenkiste von Gearbox Software bedient – leider ist der Spielverlauf nicht der einzige Bereich, wo man The Pre-Sequel mit Teil 2 vergleichen kann.

Ihr lebt doch hinter’m Mond!

Denn schon während des Tutorials wird klar, dass Borderlands: The Pre-Sequel sich nicht nur einige Parallelen aus Borderlands 2 raus nimmt: Es IST Borderlands 2, nur ohne Pandora, mit mehr Schwerelosigkeit und ein paar Eigenarten. Doch die werden während des ersten Levels auf der Helios-Station noch nicht deutlich, denn alles spielt sich und fühlt sich an, als sei es ein DLC-Level für Borderlands 2 – mit einem Unterschied: Einem deutlich schnellerem Gameplay. So werden die bekannten Manöver und Fähigkeiten regelrecht im Eilverfahren eingeführt: Noch vor der ersten Charakterstufe findet man eine Granate und schon nach der dritten und nicht erst nach der fünften erhält man seine Spezialfähigkeit.

Schließlich landet man auf der Oberfläche von Pandoras Mond Elpis, wo man dann endlich mit einer neuen Mechanik konfrontiert wird: Elpis hat nämlich keine Atmosphäre und die Gravitation ist noch viel geringer als auf seinem Planeten. Daher kann man auf der Oberfläche nur mit sogenannten Oz-Kits überleben, speziell augmentierten Sauerstoffzellen, mit denen man sich auch durch die Luft katapultieren und mit einem Knall wieder landen kann. Die dadurch entstehende Druckwelle ist stark genug um Gegner teils schwer zu schädigen. Ebenso hat die fehlende Luft auch Auswirkungen auf die Waffen, die teilweise nur unter Druck ihre schädigenden Effekte entfalten. Wie schon in Borderlands 2 gibt es Waffen auch in verschiedenen Elementarvarianten: Feuer, Säure, Schock und Explosivwaffen. Das auf Eridium-basierende Slag hingegen fehlt aufgrund der Zeitlinie, da diese Waffen erst später entwickelt worden sind. An seine Stelle treten zwei neue Waffentypen: Laser- und Cryowaffen. Laser verschießen entweder Salven oder durchgehende Strahlen von Energieblitzen, die auch elementar-geladen sein können. Waffen mit Eiseffekt haben dagegen die Chance, Gegner einzufrieren und sie mit anderem Waffenfeuer zum Zerschmettern zu bringen.

Elpis bereist man entweder zu Fuß oder mit einem von zwei neuen Fahrzeugen: Der Mondbuggy ist noch am ehesten den bekannten Fahrzeugen aus Borderlands 2 nachempfunden und verfügt über einen Turboboost, wohingegen der kleine einsitzige Stingray springen kann und Sturzflüge macht. Leider erweist sich die Mondoberfläche als ziemlich karg: Vor allem Felsen wird man in The Pre-Sequel oft zu Gesicht bekommen, unterbrochen von gefrorenen Seen und Flüssen mit geschmolzener Lava. Auch viele Industrieeinrichtungen bekommt man zu sehen, viele davon auch von innen. Aber leider fehlt der Luxus einer echten Abwechslung wie Pandora sie einst geboten hat. Dafür entschädigt das schon angesprochene weitaus schnellere Gameplay. Die neuen Gravitationssprünge laden zu viel Variation ein und auch die Talentbäume bieten Möglichkeiten zum Experimentieren. So gibt es viel mehr Talente, die nur einen Punkt benötigen, aber dafür auch massive Auswirkungen auf das Gameplay haben. Nisha z.B. bekommt dadurch eine Donnerpeitsche als Nahkampfangriff, mit der sie Blitze schleudert oder Wilhelm ersetzt Teile seines Körpers durch kybernetische Implantate, um z.B. während des Rennens Schießen zu können – Variation wird in diesem Bereich sehr besser ermöglicht als den Schauplätzen. Auch dem Kampf mit anderen Spielern kommt das zugute. Wie immer in Borderlands gibt es einen kooperativen Modus für bis zu 4 Spieler mit reibungslosen Bei- und Austritt zu jeder Zeit. Hinzu kommt, dass die Charaktere jetzt auch untereinander Dialog austauschen und weniger still sind als in den Vorgängern.

Und wo wir gerade bei Charakteren sind: Auch abseits der spielbaren gibt es eine Reihe von Neuzugängen, von denen die Schwarzmarkthändlerin Jayne Springs sicher die prominenteste ist. Sie trifft man schon relativ früh im Spiel und hat dank ihres Ladens in Elpis’ Hauptstadt Concordia auch später noch Präsenz. Aus irgendeinem Grund hat man aber sich entschieden, dass Elpis der Ort im Borderlands-Universum ist, auf dem jeder Einheimische mit australischem Akzent redet, was manchmal etwas zu irritierend ist. Auch ist es unglaubwürdig, dass gerade zur Zeit des Pre-Sequels so viele alte Bekannte den Mond Pandoras bereisen. So tauchen Roland, Lilith (beide übrigens stilecht in ihrem Look aus Borderlands 1) sowie Moxxi und sogar Upgradehändler Big Earl auf Elpis auf. Andere wiederum, wie Dr. Zed oder Ellie, sind völlig abwesend und werden nicht einmal erwähnt. Story-technisch sollte man nicht zu viel erwarten. Wer Borderlands 2 gespielt hat wird ein ziemlich genaues Bild davon haben, wie The Pre-Sequel ausgehen wird. Das selbe gilt auch für den Humor. Anstatt sich vom Erstling ein wenig inspirieren zu lassen und mehr Arbeit in die Autorenarbeit zu stecken, entspringen viele Witze in The Pre-Sequel einmal mehr dem Repertoire aus Borderlands 2, das mit Popkulturreferenzen, Internet-Memes und leider auch oft Humor unter der Gürtellinie aufwartet und extrem albern rüberkommt.

Die gleiche Technik

Im direkten Vergleich zu Borderlands 2 fällt zudem auf, dass sich praktisch nichts verändert hat. Und das meine ich wirklich im wahrsten Sinne des Wortes: Borderlands: The Pre-Sequel hat EXAKT die selben Systemvoraussetzungen wie Borderlands 2! Nichts hat sich weiter entwickelt. Es ist die selbe Grafikengine (Unreal 3), die selben Sprecher, die selben Soundeffekte, aber am allerschlimmsten: Es hat die selben Fehler, die Borderlands 2 oftmals nervig machten. Z.B. die endlosen Strecken mit künstlich gestreckter Spielzeit. Kleines Beispiel: An einer Stelle im Spiel soll man eine Brücke überqueren. Erst wird die Brücke eingezogen und man muss einen Schalter finden, um sie wieder auszufahren, woraufhin sie zerstört wird. Dann bekommt man die Aufgabe, die Lava unter der Brücke mit Methan einzufrieren, aber die Förderung muss dafür erst reaktiviert werden. Dafür wiederum muss man in eine Fabrik einbrechen, die schwer bewacht wird, um dort einen weiteren Schalter zu betätigen. Doch dann stellt sich heraus, dass das Methan erst umgeleitet werden muss – wofür man auf das Dach der Fabrik muss. Und dann muss man noch einmal über die halbe Karte zurück zur zerstörten Brücke gehen, um das Methan abzulassen, die Lava einzufrieren um schließlich ENDLICH die andere Seite zu erreichen… – es sind Stellen wie diese, an denen ich mit dem Kopf schütteln muss, wie wenig den Entwicklern eigentlich eingefallen ist – und das man den Spieler trotzdem offensichtlich für dumm verkaufen will.

Die Musik hingegen ist ein Aspekt, der in fast gar keiner Hinsicht an Borderlands erinnert. Ganz im Gegenteil: Es ist fast schon untypisch für die Reihe, aber dafür umso gelungener. Die lunar-angehauchte Musik, die fast schon etwas esoterisch klingen, geben Elpis einen schönen eigensinnigen Klang und stechen sehr heraus. Leider sind die Soundeffekte wie so vieles aus Borderlands 2 entnommen worden.

Für Besitzer von mehr als einer Grafikkarte dürfte zudem der fehlende SLI-Support ärgerlich sein – was umso unverständlicher ist, weil Nvidia aktiv an der Entwicklung und dem Marketing beteiligt war und PhysX fester Bestandteil der Grafik ist.

Unsere Wertung

Pros

  • Unverbrauchtes Setting
  • Sehr kurzweiliges Waffen- und Kampfsystem
  • Untypische, aber ansprechende Musik
  • Viele Aktivitäten
  • Online Co-Op

Cons

  • Fast völlig identisch mit Borderlands 2
  • Reichlich überteuert wegen fehlender Innovationen
  • Viel künstlich gestreckte Spielzeit
  • Ungereimtheiten in der Story
  • Humor schießt oft über das Ziel hinaus

Fazit

Borderlands: The Pre-Sequel ist genau das, was es sein möchte: Mehr Borderlands für die Massen. Es ist nahezu frei von Innovation und bietet ein breites Feld für neue Inhalte zu Gearbox’ Universum. Und die Formel funktioniert immer noch: Es ist spaßig, durchaus witzig und bietet für Gruppenspieler ein regelrechtes Paradies zum Schießen und Plündern. Aber: Es ist kein Spiel, dass für Neueinsteiger gedacht ist. Viele Charaktere erfordern Kenntnisse der Reihe und seiner bisherigen DLCs, um möglichst alle Referenzen und Anspielungen zu verstehen. Daher lohnt sich für Neueinsteiger eher der Kauf des älteren, aber freundlicheren zweiten Teils. Wer aber nur mehr Borderlands haben möchte, der ist bei The Pre-Sequel gut aufgehoben. In einem Jahr mit Destiny zeigt der neue Titel eindrucksvoll, wie man selbst als neuer Entwickler mit alten Ideen und neuer Konfiguration einen besseren First Person Shooter mit Loot fabrizieren kann. Borderlands: The Pre-Sequel ist am 17. Oktober 2014 erschienen. Getestet wurde die PC-Version auf Steam. Es ist außerdem für Xbox 360 und PS3 erhältlich.
7
Gut

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