Mit Heavy Rain ist bereits ein Titel von Quantic Dream auf der PlayStation 3 erschienen, der mich vollkommen in seinen Bann ziehen konnte. Nun folgt Beyond: Two Souls und kommt gar mit Schauspielern aus Hollywood daher. Ein klares Zeichen, dass bei Beyond die Grenze zwischen Film und Spiel noch mehr verschmelzen soll. Doch kann Beyond: Two Souls überzeugen und gar das tolle Spiel Heavy Rain überbieten? Lest jetzt unseren Test zu Beyond: Two Souls…einem Spiel, welches ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen solltet!
Die Story
In Beyond: Two Souls begleitet ihr die junge Jodie Holmes (gespielt von Ellen Page) unter anderem durch ihre Kindheit und Jugend. Absolviert mit ihr eine Ausbildung zur CIA-Agentin und geht gar auf Auslandseinsätze. Jodie hat allerdings ein großes Hauptproblem: Sie verfügt über einen ständigen Begleiter, welchen sie öfters zu gerne los werden würde. Hierbei handelt es sich um ein Wesen namens Aiden, über welches man nichts Genaueres weiß. Seit der Geburt von Jodie ist er an ihrer Seite und terrorisiert des Öfteren ihr Leben, aber steht ihr auch helfend zur Seite.
Durch Aiden hat Jodie eine besondere und übernatürliche Gabe, denn ihr könnt fast immer durch Drücken des Dreiecks auf eurem Gamepad auf die Steuerung von Aiden wechseln und mit ihm durch Wände wandern, Gegner ablenken oder gar ausschalten. Durch die Gabe landet Jodie allerdings bereits im Kindesalter in einer militärischen Einrichtung, in welcher sie allerlei Experimente über sich ergehen lassen muss.
In Beyond: Two Souls wird die Geschichte von Jodie, anders als noch die Story von Heavy Rain, nicht chronologisch erzählt. Das Spiel springt ständig auf einer Zeitlinie nach vorn und zurück. Während ihr gerade mit Jodie die CIA-Ausbildung abgeschlossen habt, seid ihr in der nächsten Szene wieder im Kindesalter. Ich persönlich hatte bereits bei einem Anspieltermin der Previewfassung große Bedenken gehabt, dass dies den Spieler aus der Story ziehen könnte, dass er irgendwann an einen Punkt angelangt, wo er sich in der Story nicht mehr richtig zurecht zu finden weiß. Aber alles halb so schlimm, denn die Sprünge machen im nachhinein großen Sinn. Vor allem aber ist es so viel interessanter gestaltet und das Puzzle der Story fügt sich mit der Zeit nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen.
Hab ihr euch erst einmal auf die Story von Beyond: Two Souls eingelassen, so lässt diese euch nicht mehr los. Ständig wollt ihr wissen, welche Motivation Aiden verfolgt und wieso er überhaupt an Jodie angekettet zu sein scheint…wie Jodie in ihrer Kindheit mit ihren Dämonen umgeht und auch, was aus der älteren Jodie nun wird. Zu jeder eurer Frage gibt es jederzeit kleinere Appetithäppchen, die ihr immer und immer weiter in euch verschlingen wollt.
Das Gameplay
Das Gameplay ist ähnlich dem Titels Heavy Rain, wobei euch in Beyond noch mehr Freiheiten bzgl. der Interaktion mit den Spielwelt gewährt wird. Noch immer gibt es allerlei Quick-Time-Events, die in korrekter Reihenfolge durchgeführt werden müssen. Allerdings erleidet ihr dieses Mal keine krampfigen Finger, da die Anzahl der gleichzeitig zu drückenden Buttons stark minimiert wurde. Aber es wurde auch allerlei Events optimiert. So gibt es nun ein Kampfsystem, bei welchem ihr die Bewegung von Jodie schnell erkennen und ihre Bewegungsrichtung mit den rechten Stick vollführen müsst. Zieht ihr den Analog-Stick in die falsche Richtung, so wird die entsprechende Aktion falsch durchgeführt und misslingt. Dies betrifft auch Szenen, in denen ihr etwas ausweichen müsst, denn hierbei läuft das Spiel kurz in Zeitlupe weiter, in der ihr die Ausweichmöglichkeit erkennen und dann den rechten Stick in die richtige Richtung drücken müsst.
Wie bereits erwähnt habt ihr allerdings auch mehr Freiheiten. So könnt ihr z.B. Jodie im Kindesalter mit ihren Spielsachen spielen oder gar fernsehen lassen. Selbst ein Deckungssystem wurde in das Spiel integriert, welches ihr bei einigen Stealth-Passagen benötigt. So könnt ihr euch mittels der Taste X an die Wand lehnen und mittels dem rechten Stick an der Seite oder bei Barrieren oben drüber schauen. Befindet sich ein Gegner in der Nähe, so könnt ihr ihn durch drücken der R1-Taste ausschalten. Die R1-Taste wird ebenfalls dazu benutzt, wenn ihr an einer anderen Stelle eine weitere Deckung beziehen wollt.
Mittels der Dreieck-Taste könnt ihr fast immer auf die Steuerung von Aiden wechseln. Mit ihm könnt ihr allerlei Unsinn betreiben. So zerstört ihr einiges an Objekten, könnt verletzte Personen heilen, Gegner töten und gar in manche Körper schlüpfen, welche ihr dann anschließend steuert. Aber das ist noch nicht alles, denn durch Aiden kann Jodie gar erfahren, was an manchen vorgegebenen Orten passiert ist. Dies erkennt ihr anhand eines Rauchschwaden, der euch symbolisiert, dass ihr hier eine Erfahrung erleben könnt. Solltet ihr es erleben wollen, so müsst ihr mittels den zwei Analogsticks dafür sorgen, dass der Rauchschwaden auf Jodies Gesicht zieht, wodurch sie das Erlebte nacherleben kann. Allerdings muss ich auch erwähnen, dass ich mir manchmal ein wenig mehr Freiheiten bzgl. der Zielauswahl gewünscht habe. Die Gegner, die ihr mit Aiden ausschalten oder übernehmen könnt, sind ständig vorgegeben und ihr könnt hierbei nicht irgendeine Person auswählen. Aber dies würde wahrscheinlich den technischen Rahmen sprengen.
Beyond: Two Souls bietet auch allerlei Gameplay-Varianten: Neben Action und einigen ruhigeren Passagen, in denen es emotionaler zur Sache geht, bietet euch das Spiel zudem noch einige taktische Stealth-Szenen und noch einiges mehr, was ich an dieser Stelle nicht spoilern möchte. Ich kann nur so viel verraten, dass ein Spiel selten so viel Abwechslung geboten hat.
Die einzelnen Spielabschnitte verfügen zumeist über einen fixen Start- und Endpunkt. Das was dazwischen passiert und wie ihr vorgeht, wird euch selbst überlassen, wobei dies dynamisch je nach euren Entscheidungen variiert. Je weiter ihr im Spiel voran kommt, desto mehr Szenen gibt es, die über ein gutes und ein böses Ende verfügen, die sich dann wiederum auf eine Veränderung der folgenden Szenen, sowie das Ende des Spiels auswirken wird. Insgesamt soll Beyond: Two Souls über 23 verschiedene Endsequenzen verfügen, wovon ich leider noch nicht alle erlebt habe.
Ein Spiel mit Hollywood-Flair
In Beyond: Two Souls vermischt sich die Grenze zwischen Film und Spiel mehr denn je. Grund genug also, dass hier wahre Filmstars in Form von Ellen Page und Willem Dafoe verpflichtet wurden. Vor allem Ellen bietet eine schauspielerische Leistung der Extraklasse, mit der sie sich in meinen Augen sogar einen Oscar verdient hätte. Aber auch die bekannten Schauspieler wie Eric Winter und Kadeem Hardison liefern ebenfalls sehr gute Leistungen ab. Aber als wenn das bereits alles wäre…so hat Sony noch die deutschen Synchronsprecher der Schauspieler verpflichten können.
Bei dem Soundtrack zu Beyond: Two Souls geht es natürlich in Hollywood-Manier mit Hans Zimmer und Lorne Balfe weiter, die für die grandiose Musikuntermalung gesorgt haben.
Technisch überragend
Für mich persönlich ist Beyond: Two Souls in technischer Hinsicht ein absolutes Highlight auf der PlayStation 3. Die Grafik ist mit das Beste, was es auf der aktuellen Konsolengeneration zu sehen gibt. Neben der Kulisse stechen natürlich die Charaktere extrem positiv heraus, welche eine detailgetreue Mimik bieten.
In manchen Situationen saß ich mit offenen Mund auf der Couch und fragte mich schon fast, ob dies wirklich gerade Spielegrafik ist, die über dem Bildschirm abläuft. Es ist schwer zu beschreiben, denn ich weiß, dass es sich hierbei um ein Spiel handelt…allerdings lässt sich das Auge mit der Zeit aufgrund der so guten Animationen, den gläsernden Augen, den Mimiken und der fast schon perfekten Lippensynchro so täuschen, dass man Beyond: Two Souls für einen Film halten könnte. Selbst meine Frau, die neben mir auf der Couch gesessen hat, fühlte sich stellenweise wie vor einem Film und fieberte die ganze Zeit förmlich mit.
Beyond: Two Souls wird am 09. Oktober 2013 exklusiv auf der PlayStation 3 erscheinen. Für den ersten Spieldurchgang wurden ca. 11,5 Stunden benötigt.