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Filmkritik: Don’t Worry, Weglaufen geht nicht

Die Erfolgsformel scheint einfach zu sein. Platziere Joaquin Phoenix in einen Film, lass ihm schauspielerisch alle Freiheit und man erlebt ein filmisches Wunderwerk. Kann es so einfach sein? Bei „A Beautiful Day“ (Im Englischen: You Were Never Really Here) ist dies aufgegangen. Und auch „Don’t Worry, Weglaufen geht nicht“ (Im Englischen: Don’t Worry: He Won’t Get Far On Foot) lebt durch und mit Joaquin Phoenix‘ außergewöhnlicher Schauspielleistung. Und stirbt ohne diese. Denn ohne Phoenix bleibt der lockere Film im Stile einer Biografie relativ einfach gestrickt.

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John Callahan (Joaquin Phoenix) ist ein junger Mann, der an dem Punkt des Lebens angelangt ist, bei dem sich sein Dreh- und Angelpunkt des Daseins um zwei Sachen dreht: Party und Alkohol. Leider wird ihm gerade letzteres zum Verhängnis, denn was in der Hippie-Zeit der 70er als simple Feierei mit ein paar Drinks angesehen werden mochte, würde man heutzutage als ausgeprägte Alkoholsucht bezeichnen. Johns Leben ist bereits aus den Fugen geraten, doch findet die Eskapaden des jungen Wilden eine absolute tragische Wende, als er eines Abends bei einer Party Dexter (Jack Black) trifft, mit dem er sich kurzer Hand entschließt, die Nacht in Los Angeles durch zu machen. Mit reichlich und mehr Alkohol. Das Ende vom Lied: Dexter verursacht mit seinem VW Käfer einen heftigen Unfall, bei dem dieser jedoch mit einigen Kratzern davon kommt. John erwischt es jedoch so schwer, dass er den Rest seines Lebens querschnittsgelähmt ist.

All diese Vorgänge bis zu dieser fatalen Plotwende werden im Film nahezu dokumentarisch dargestellt. Regisseur Gus Van Sant lässt John Callahan in einer Szenensammlung aus Jetzt und Rückblende mehr und mehr charakterisieren und deutlich werden, wie es zu dem Schicksalschlag kommen konnte. Die Umkehr vom Partyhengst zum auf Ewigkeit verdammten Rollstuhlfahrer lässt den Film nahezu in eine neue Erzählweise springen. Man muss quasi selbst betrunken sein, um nicht zu merken, dass Gus Van Sant seinen Film nutzt, um Kritik an Alkohol deutlich werden zu lassen. Zwar will der Film einen vorgaukeln, dass er lediglich die Suchti-Story eines Alkis erzählt, doch wird unschwer klar, dass hier ein Statement gegen Alkohol nahe gebracht werden soll. Was insofern in Ordnung geht, wenn es nicht aufgesetzt wirkt. Was im Film aber stellenweise der Fall ist.

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In seinem Zustand als hoffnungsloser Rollstuhlfahrer säuft Callahan einfach weiter, bis er durch eine Eingebung heraus bei den Anonymen Alkoholikern landet. Der außergewöhnliche Donny (Jonah Hill) schafft es, mit seiner erleuchteten Art bei John vieles ins neue Licht zu rücken. Unter anderen Alkoholikern besinnt John sich und sein Leben und durchfährt in einem Stufenprogramm den Weg zur Selbsterkenntnis. Hier driftet Van Sant etwas zu sehr ins Esoterische ab, Donny vermittelt John den Eindruck, dass nur das Akzeptieren einer „höheren Macht“ ihn letztlich von seiner Alkoholsucht befreien kann. Dass John es vielmehr selbst ist, der seinen Weg meistert, wird durch diesen Erklärungsversuch gemindert. Als John später im Film dann auch wirklich eine Erleuchtung erlebt, wirkt das zu sehr aufgesetzt und leider unglaubwürdig.

Geläutert von seiner Alkoholsucht beginnt John ein neues Leben und damit, Cartoons zu zeichnen. Diese bitterbösen Zeichnungen landen alsbald in berühmten Magazinen und machen aus dem Loser letztlich doch einen Gewinner. Diese Entwicklung bildet auch den deutlichsten Bezug zum wahren Cartoonisten John Callahan (1951 – 2010).

„Don’t Worry, Weglaufen geht nicht“ kommt am 16. August 2018 in die deutschen Kinos.

Unsere Wertung

Pros

    Cons

      Fazit

      Joaquin Phoenix brilliert erneut schauspielerisch in seiner Rolle als gefallener Held, der sich zurück ins Leben schlägt. Obwohl der Film einige ernste Töne anschlägt, lebt er jedoch durchgängig von seiner Lockerheit und der warmen Atmosphäre, die sich durchgängig durch die Biografie trägt. Obwohl Van Sant zum Teil zu offensichtlich den moralischen Zeigefinger hebt und mit einem Presslufthammer auf Alkoholismus zeigt und teils zu abgehoben in Esoterik verschwindet, schaffen es gerade die tollen Momente zwischen Joaquin Phoenix und Jonah Hill den Film heraus zu heben und zu etwas besonderes zu machen. Diese Szenen sind schauspielerisches Gold und werden durch Jack Blacks Szenen als Partyhengst Dexter umso mehr mit Humor versehen.
      8
      Sehr gut

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      Über den Autor

      Student, Vollblut-Cineast und Teilzeit-Gamer! You stay classy, San Diego!

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