In der Zeit der Völkerwanderung kehrt einfach keine Ruhe ein. Nun begehren auch noch die keltischen Stämme in Britannien auf und wollen dem ohnehin geschwächten weströmischen Reich einen weiteren Stoß verpassen. Das diese Situation heraufbeschwörende Kelten-Kulturenpaket besteht in seinem Kern wie auch die Vikingervorfahren und Langbärte vor ihm aus drei Fraktionen, die den Anspruch erheben, sich durch ihre Zugehörigkeit zu einer neuen Kultur von den anderen Fraktionen eindeutig abzuheben. Dies gelang den Vikingervorfahren fast überhaupt nicht und auch die Langbartvölker bestachen nicht durch besondere Andersartigkeit.
In einem Punkt hebt sich das neue Fraktions-DLC ganz signifikant von den beiden vorherigen ab. Während die Vikingervorfahren keine richtige neue Kultur waren,sie gleichen den Sachsen stark, und die Langbärte es nicht einmal versuchten, können die Ebdani, Pikten und Kaledonier sich mit Recht der neuen keltischen Kultur zugehörig fühlen. Das Keltenpaket ist immerhin das erste, welches seinen Fraktionen eine komplett neue Einheitenauswahl beschert. Dabei gelten überfallartige Hinterhaltsangriffe als Spezialität der Kelten und sie nutzen insgesamt fast keine Nahkampfkavallerie. Die keltische Liebe für Hinterhalte lässt sich auf dem Schlachtfeld daran ablesen, dass jede einzelne keltische Einheit über die Möglichkeit von Guerilla-Aufstellungen verfügt, sich also vor der Schlacht deutlich näher am Feind aufstellen kann. Dazu sei gesagt: Kelten lieben das Plündern, was leider auch dazu führt, dass sie im Plünderungsbewegungsmodus -15% weniger Reichweite haben, dafür aber 200% mehr aus neutralen und verfeindeten Regionen herausholen.
Neben der komplett neuen Einheitenauswahl der Kelten verfügt jede der drei Fraktionen noch über eine Auswahl von ganz eigenen Einheiten, die exklusiv in ihren Reihen marschieren. Die Ebdani nutzen die Schlagkraft einer Reihe von spezieller schwerer Schwerinfanteristen kombiniert mit eigenen Plänklern zu Fuß und zu Pferd. Gegner der Kaledonier sollten sich besonders vor ihren Bogenschützen in Acht nehmen, die den Angriff ihrer eigenen sehr schweren Speer- und Axtkämpfer decken. Was die Pikten besonders auszeichnet, ist ihre Eigenschaft, die ihnen ermöglicht ständig bei Nacht anzugreifen, und ihre exklusiven Einheiten, die allesamt Axt- und Schwertkämpfer sind. Wenn ihr also in eine keltische Armee voller brüllender, Äxte und Schwerter schwingender Berserker bei Nacht hineinstolpert, habt ihr mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine piktische Armee gefunden – mein Glückwunsch!
Auch die Ebdani und Kaledonier profitieren in Total War: Attila von ihren Fraktionseigenschaften, wenn auch die der Pikten in Sachen Lässigkeit eindeutig ganz oben steht. Die Ebdani lieben das Plündern, zu allem Unglück ihrer Feinde haben sich ihre Soldaten dabei auch noch eine gewisse Effizienz erarbeitet. Ein Ebdanier plündert 75% mehr als ein Standardbarbar und quetscht aus je 10% zerstörter, feindlicher Siedlung oder Stadt weitere 100 Gold heraus. Dahingegen plündern die Kaledonier nur im gleichen Maße wie die Pikten, was im Anbetracht des erfreulichen Kulturbonus auch noch nicht zu verachten ist, aber die Produktivität und Effizienz ihrer Agenten dürfte jeden Feind nicht nur eine unruhige Nacht bescheren. Denn ein kaledonischer Lord investiert deutlich weniger Gold in Agenten und dennoch sind seine hochmotivierten Handlanger 25% effizienter als die seiner Feinde.
Darüber hinaus sticht die Lage der keltischen Stammgebiete aus der Masse der barbarischen Fraktionen hervor, da sie die einzigen drei Fraktionen sind, die im späteren Schottland oder in Irland beginnen und mit den geschwächten weströmischen Gebieten in Großbritannien ein leichtes Spiel haben sollten. Eine größere Gefahr sind hier eindeutig potentielle, römische Nachfolgestaaten oder einfallende Mächte wie die Juten, die den Zerfall Westroms auch auf dem Schirm haben.
Auf der Seite der Gebäude stechen die Kelten leider nicht ganz so hervor, wie bei den Einheiten, da sie die meisten mit ihren germanischen Gegenstücken gemein haben. Hier hätte ich mir noch mehr Kreativität von Creative Assembly gewünscht. Allerdings können sie zumindest eine besondere Plündererkette und eine eigene landwirtschaftliche Baukette errichten. Außerdem führt das Studio die sogenannten Prestigegebäude in Total War: Attila ein, die an spezielle Bedingungen geknüpfte Hightiergebäude sind, die besondere Boni ausschütten. Nichtsdestotrotz stimmen weiterhin die meisten Gebäude der Kelten mit denen der anderen Barbaren überein und das ist für eine neue Kultur eher misslich.
Ebenso schade ist, dass die Kelten trotz der durchgehend neuen Einheiten die gleiche Vertonung wie andere nichtkeltische Barbarenvölker haben. Demgegenüber enthalten die Fähigkeitsbäume der Generäle, Armeen und Agenten neue, keltische Fähigkeiten und der Technologiebaum hebt sich genauso von den der anderen Fraktionen ab. Ganz nett ist außerdem eine kleine Entscheidungsquest, in welcher der Spieler durch seine Entscheidungen den Weg der Sagenfigur Rí Ollam bestimmt, der am Ende zu seinem Staatsmann wird.