Schon lange genug hat Großbritannien unter der Herrschaft der einfachen Bürger gelitten. Jetzt will Bunnylord neuer oberster Mann im Staat werden. In Devolver Digitals und Roll7s neuem PS4-Titel Not A Hero schickt der angehende Herrscher seine Leute aus, um Wahlkampf zu betreiben – im wahrsten Sinne des Wortes. Hier unser Test!
Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid
Es wird Zeit für einen neuen Anführer! Zumindest meint das Bunnylord, ein genmanipulierter Hase, der nichts geringeres plant als die Herrschaft über die Welt – oder wenigstens über Großbritannien. Doch im Gegensatz zu manch anderen will er das ganz legal werden, nämlich über eine Wahl, für die er offiziell auf Stimmenfang unterwegs ist.
Natürlich steckt der Teufel im Detail, denn im Hintergrund sendet Bunnylord Leute aus, die für ihn die blutige Drecksarbeit erledigen sollen. Z.B. heikles Videomaterial vernichten, eine Mafiafamilie auslöschen die eine Gruppe von Kindern bedroht um deren Stimmen zu gewinnen oder einfach nur, um die Konkurrenz zu schädigen. Aber auch wenn die Macher sich noch so viel Mühe geben, um Bunnylord zu einem interessanten Charakter zu machen: Im Gesamtbild macht die Geschichte keine Anstalten selbst spannend zu werden und wird dadurch nur zum Aufhänger für das eigentliche Spiel. Immerhin gibt es eine gehörige Prise bitterbösen Humor, der so dick aufgetragen daher kommt, dass einem nichts anderes übrig bleibt als zu lachen, auch wenn nicht jeder Gag ins Schwarze trifft.
Entensaison
Einen festen Spielercharakter gibt es nicht. Stattdessen wählt man zu Beginn jeder Mission von einer Reihe Handlanger aus, die sich in ihren Fähigkeiten und Waffen unterscheiden. Nur eines haben sie alle gemeinsam: Sie können nicht springen. Dort wo in anderen 2D-Shootern die Taste zum Springen ist, kann man stattdessen schliddern, denn Not A Hero sieht nur auf den ersten Blick aus wie ein 2D-Shooter. Denn näher betrachtet ist es viel mehr ein Puzzlespiel, das Hotline Miami nicht unähnlich ist: Wie geht man methodisch genug vor, um die vorgegebenen Haupt- und Nebenziele zu erfüllen und das Gebäude lebend zu verlassen.
Leider gibt es da einen wichtigen Punkt, den Hotline Miami voraus hat: Sowohl für sich selbst als auch die Gegner gilt die Ein Treffer-Regel. Gegner in Not A Hero halten durchaus mehr als nur einen Treffer aus, während man selbst immerhin eine regenerierende Lebensleiste besitzt – bis zu einem Punkt, wo auch das hinfällig wird, denn eine Gegnersorte tötet bei bloßer Berühung und macht allen Fortschritt mit einem Mal zunichte. Problematisch ist das, weil die Levels selbst nicht gerade kurz sind, was schnell in unnötigen Frust über die unverständliche Mechanik mündet. In jedem Abschnitt gibt es zudem eine Reihe von Nebenzielen zu erfüllen, von denen viele durchaus eine Herausforderung darstellen und eventuell Charaktere erfordern, die erst später im Spiel freigeschaltet werden.
Ein wahrer Devolver
Devolver Digital ist in den letzten Jahren sehr für den Pixelart-Stil der von ihnen vertriebenen Spiele bekanntgeworden und Not A Hero bildet da keine Ausnahme, allerdings nur im grafischen Sinne. Musikalisch ist es moderner angehaucht dank remixter 8 bit-Melodien, allerdings nicht unbedingt abwechslungsreicher. Pluspunkte gibt es für die Steuerung, die trotz der vorgegebenen Einschränkungen präzise funktioniert. Auch die spielbaren Charaktere bieten in ihrem Stil recht gute Abwechslung.
In Sachen Umfang lässt Not A Hero etwas zu wünschen übrig: Wer wirklich gut ist, kann das Hauptspiel in etwa 4-5 Stunden abschließen, inklusiver einiger Geheimlevels. Danach bleiben immer noch die wie bereits erwähnt knackigen Herausforderungen.
FAZIT: Wahrlich kein Held – aber mit Sinn für’s Detail
Getestet wurde die Version auf PS4. Es ist außerdem für PC erhältlich.