In Spider-Man 1 überraschte uns Autor Dan Slott mit einem völlig neuen Spinnenmann, dessen Alter Ego nicht mehr nur der bescheidene Junge von nebenan ist, sondern Chef eines Multi-Milliarden-Konzerns. Dass Slott es mit seinem Neustart ernst meint, beweist das zweite Heft der Serie mehr denn je.
Nachdem Parker Industries schon zuvor mehrmals der sinisteren Zodiac-Organisation zum Opfer gefallen war, gelingt es Spider-Man und seinem Neu-Sidekick Hobie Brown, das Tiefsee-Hauptquartier der Schurken auszumachen und zu infiltrieren. Dabei erweisen sich die neusten technischen Errungenschaften von Parker Industries mehr als hilfreich. Schnell zeigt sich jedoch, dass die Strippenzieher hinter Zodiac offenbar große Pläne verfolgen. Zu allem Überfluss muss sich Peter nebenher um seinen (ehemaligen) Kumpel Johnny Storm, die menschliche Fackel, kümmern, der nach der Zerschlagung der Fantastischen Vier ein Hühnchen mit Parker Industrie’s CEO zu rupfen hat.
Dan Slotts zweites Kapitel der neusten Spidey-Saga fühlt sich im Vergleich zum Serienstart wie eine Achterbahnfahrt an, die ihre Fahrgäste direkt am höchsten Punkt einsteigen lässt und bereits auf den ersten Seiten die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Die Geschichte springt fix von einem Handlungsort zum nächsten und bewahrt dabei das Erzähltempo. Das ist unterhaltsam, lässt nach den kurzweiligen 60 Heftseiten jedoch den Hunger nach etwas mehr erläuternder Handlung ungestillt. Besonders wenn Slott so viele bedeutsame Nebenfiguren aus Peter Parkers Vergangenheit zurückholt, scheint das Verhältnis aus Erzählung und Action etwas unausgewogen. Hier und da wirken dadurch spannende Figuren wie Harry Osborn, Johnny Storm und Aleksei Sytsevich, ehemals: „Rhino“, dessen totgeglaubte Frau Oksana plötzlich wieder vor ihm steht, etwas ungenutzt.
Weiterhin befremdlich wirkt der Versuch, Spidey mit all seinem neuen High-Tech-Spielzeug zu einem Bruce Wayne-Pendant zu machen. Auch wenn reflektierende Rüstungen, Spidey-Mobile und -Hubschrauber durchaus den Coolness-Faktor nach oben schrauben, sieht das Gewohnheitstier doch eher einen Tony Stark in der Position, die die ehemalige freundlich Spinne aus der Nachbarschaft nun für sich beansprucht.